Friedhof

Der Friedhof

Im Jahr 1928 konnte der Wunsch der Siedler wahr werden, ihre Verstorbenen in der Kapellengemeinde und nicht mehr in Emstek, Garrel und Cloppenburg bestatten zu können.

Vom Siedlungsamt war 1924 bereits Grund und Boden von etwa 1 ha Größe zur Verfügung gestellt worden. Nach Erfüllung aller Auflagen war viel Eigenleistung gefordert. Ein Teil des Geländes wurde eingezäunt und mit einer Hecke umpflanzt.
 
In der Münsterländischen Tageszeitung fand sich für den 12. Dezember 1927 der Bericht:
„Seit drei Wochen wird Tag für Tag fleißig am neuen Friedhof gearbeitet, um ihn in einen würdigen Stand zu setzen. Der Platz, der etwa 300 Meter von der Kapelle entfernt liegt, ist vom Siedlungsamt unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Kostenlos und mit großem Eifer werden die Arbeiten von den Dorfeingesessenen ausgeführt. Leider kam das Frostwetter dazwischen, weshalb jede Arbeit eingestellt werden mußte. Sobald die Witterung günstiger wird, soll mit dem Golgathahügel begonnen werden. Er liegt hinter dem Friedhof, ist ganz von Birken eingeschlossen und erhebt sich 1,50 m – 2,0 m. Es mutet einem an, als ob der gekreuzigte Heiland vom hohen Kreuze herab, den zu seinen Füßen ruhenden Verstorbenen seinen ewigen Frieden spendet. Eingefaßt wird der Hügel von dicken Findlingen, und die sechs Stufen, die bis zum Kreuz empor führen, und der Sockel des Kreuzes werden aus kleinen Findlingen aufgemauert werden. Rund herum führt noch ein Weg, der späterhin von einer Ligusterhecke eingeschlossen wird. Wahrscheinlich findet die feierliche Einweihung am kommenden Sonntag statt. Somit erhalten wir jetzt einen Friedhof, der der neuen Kapellengemeinde zur Ehre gereicht und den Verstorbenen eine würdige Ruhestätte ist.“
 
Die Einweihung des Friedhofes fand, wie ebenfalls aus der Münsterländischen Tageszeitung zu entnehmen ist, am 21. Januar 1928 nach dem Hochamt durch Kaplan Josef Overmeyer statt.

Etwa 120 Familien- und Einzelgräber fanden Platz auf dem Gelände.
Sie wurden in vorgegebener Reihenfolge vergeben. Balthasar Groneick erhielt am 27.02.1928 das erste Begräbnis auf dem neuen Friedhof.

Im Jahr 1943 verstarben während der Kriegsgefangenschaft drei russische Soldaten in der Kapellengemeinde. Aufgrund ihrer Herkunft stand ihnen kein kirchliches Begräbnis zu und so mussten sie dem Regulativ gemäß außerhalb des geweihten Geländes begraben werden.
Am 27. März 1984 wurden die Soldaten etwa 10 Meter nach vorn umgebettet, so dass ihr Grab heute in der Rundung auf geweihtem Boden seinen Platz findet.
Dem Grab wurde neben einer Urkunde mit Angaben über Sterbejahr der Soldaten und Datum der Umbettung ein Gedicht beigelegt:

Welkes Blatt

Jede Blüte will zur Frucht,
Jeder Morgen Abend werden,
Ewiges ist nicht auf Erden
Als der Wandel, als die Flucht.

Auch der schönste Sommer will
Einmal Herbst und Welke spüren.
Halte Blatt, geduldig still,
Wenn der Wind dich will entführen.

Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
Lass es still geschehen.
Lass vom Winde, der dich bricht,
Dich nach Hause wehen.

Hermann Hesse

 

Friedhof-Stein russ. Soldaten

1964 wurde eine Erweiterung des Friedhofs nötig. Sie erstreckte sich im Süden in zwei Reihen halbkreisförmig um das Kreuz herum. Sie schaffte Platz für etwa 40 neue Gräber.

Im April 1971 wurde mit dem Bau der Friedhofskapelle begonnen. Bei diesem Projekt war viel Arbeitseinsatz gefragt. Die Kirchenausschussmitglieder koordinierten die Helfer, aber dennoch blieb ein finanzielles Loch, das gefüllt werden musste.
Der fünfstellige Restbetrag wurde von Pfarrektor Saalfeld bei Hausbesuchen von Tür zu Tür in der ganzen Kapellengemeinde eingesammelt.
Am 21. November 1971 weihte Dechant Saalfeld aus Cloppenburg die Kapelle feierlich ein.
 
Friedhof-Friedhofskapelle sepia
Pfarrektor Meinhard Tegeler führte am 23. November 1975, zum Totensonntag, die Feier einer Lichterprozession über den Friedhof ein. Am 18. November 1976 verstarb er in Hoheging und wurde in der Friedhofskapelle aufgebahrt. Die zweite Lichtfeier, wie er sie genannt hatte, fand am 21. November 1976, wie noch von ihm selbst geplant, drei Tage nach seinem Tod, vorbei an den geöffneten Türen der Friedhofskapelle statt. Begraben wurde Meinhard Tegeler in seiner Heimat Bösel.
Am 20. November 1977, während der dritten Lichtfeier, wurde ein Gedenkstein für ihn auf dem Hügel des Friedhofs eingesegnet. Bis heute wird die Tradition der Lichterprozession aufrechterhalten.
 
Friedhof-Kreuzanlage 
Im September 2007 wurde mit der Sanierung der Friedhofskapelle begonnen. Da das Flachdach immer wieder undichte Stellen aufwies, wurde ein Dachstuhl aufgesetzt. Die drei Gauben zieren Schmuckfenster, die ein schönes Licht in die Kapelle bringen.
 

 
Außerdem wurde das Weingeflecht vom Mauerwerk entfernt und die stark beschädigten Fugen ausgebessert. Am 29. 06. 2008 konnte Monsignore Dr. Dirk Költgen die neugestaltete Kapelle einweihen.
 
Friedhof-Friedhofskapelle
Auf dem Schützenfest 2016 wurde unter den Schützen der Wunsch nach einer Schiebkarre auf dem Friedhof geäußert. Spontan organisierte Michael Frerichs eine Sammlung für diese Anschaffung und war selbst nicht wenig überrascht, wie groß die Spendenbereitschaft und nicht zuletzt auch das Vertrauen war, das ihm entgegengebracht wurde. So konnten von dem Ertrag und mit einigen ehrenamtlichen Helferstunden nicht nur mehrere Schiebkarren gekauft, sondern sogar ein Unterstand dafür gebaut werden. Außerdem reichte das Geld noch für Besen, Grubber, Harken, Gießkannen, Handfeger und Schüppen.
 

Die Siedler aus der Gründungszeit zeigten großen Einsatz, um ihre Verstorbenen in der neuen Kapellengemeinde würdig begraben zu können. Mittlerweile ruhen hier mehrere Generationen von Einwohnern unserer Ortschaft. In Erinnerung an sie pflegen wir ihre Gräber und halten diesen Ort in Ehren.